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Nicht mein Bier? Von wegen! Wenn Sigrun Bundschuh und Karl-Bernhard Ruppaner an den Ukraine-Krieg, gestiegene Rohstoffpreise und gestörte Lieferketten denken, dann ploppen bei den Chefs der beiden regionalen Brauereien sofort auch Gedanken an den Gerstensaft auf. Beziehungsweise an die Materialien, die man dazu braucht. Zum Beispiel: leere Flaschen!
Genügend Glasflaschen zu besorgen, wird für die Getränkehersteller immer komplizierter. Davon berichten auch Betriebe wie die Randegger Ottilien-Quelle und die Hegauer Süßmostkelterei Wilhelm Auer in Mühlhausen-Ehingen.
Doch das Konstanzer Brauhaus hat sich schon Anfang des Jahres gut eingedeckt, wie der geschäftsführende Gesellschafter berichtet. „Unsere Ansprechpartner sind die Behälterglasfabrik in Bad Wurzach und ein Händler in München, der immer wieder Quellen auftut“, sagt Ruppaner. Das habe auch diesmal funktioniert.
Aber es wird komplizierter. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Pfandflaschen über das Mehrwegsystem theoretisch irgendwann zurückkommen. „Man kann da schon von zehn bis 15 Prozent Schwund ausgehen, die man mit neuen Flaschen auffüllen muss“, so der Unternehmer.
Probleme hätten hier vor allem Hersteller, die speziell für sie gefertigte Sonderflaschen nutzen und keine austauschbaren Standardflaschen befüllen können – doch das betrifft weder Ruppaner noch die kleine Brauerei auf der Insel Reichenau.
Die Inselbier-Macher benutzen ebenso wie die anderen Brauereien Mehrwegflaschen. Da sie oft Einzelflaschen und Geschenkboxen ohne Kasten verkaufen, bekommen sie aber noch deutlich weniger Leergut zurück. „Wir benutzen zu zwei Dritteln neue Flaschen und müssen somit immer mal wieder Neuglas bestellen“, sagt Geschäftsführerin Sigrun Bundschuh.
Der Überfall Russlands auf den Nachbarstaat Ukraine am 24. Februar betraf die Glaslieferkette der Reichenauer ganz direkt: „Wir hatten bisher diverse Flaschenlieferungen aus der Ukraine, aber wir wissen nicht, ob bei der nächsten Lieferung dieser Kanal überhaupt noch funktioniert.“
Zum Glück habe Inselbier im Mai mit zwei Monaten Verspätung noch eine Fuhre von dort erhalten und sei somit für den Sommer erst einmal versorgt.
In der warmen Jahreszeit ohne ausreichend Flaschen dazustehen, wäre fatal, denn es handelt sich um die umsatzstärksten Monate. „Zwischen Mai und September verkaufen wir etwa zwei Drittel unseres Bieres“, sagt Karl-Bernhard Ruppaner von der gleichnamigen Konstanzer Brauerei. Dabei sei der Juli der Hauptmonat. „Die Einheimischen sind dann wegen des späten Ferienbeginns noch nicht weg und die auswärtigen Touristen schon da!“
Dazu kam zuletzt während der Corona-Pandemie eine Tendenz zum Regionalen, von der auch Ruppaner mit seinem Bier profitierte. Der Absatz entwickle sich im Moment ganz gut, erklärt der Chef der knapp 30 Mitarbeiter zählenden Brauerei, ohne genaue Abfüllmengen zu nennen.
Auch die Hauptverkaufszeit der Reichenauer, deren handwerklich hergestelltes Bier im höheren Preissegment angesiedelt ist, liegt im Sommer. „Wir erhöhen schon im Frühjahr unsere Produktion und füllen dann bis in den Herbst hinein jeden Monat ab, um das Lager voll zu halten“, erzählt die Chefin der kleinen Brauerei.
Drei Vollzeitstellen gibt es dort mittlerweile. Und im vergangenen Jahr wurden etwa 700 Hektoliter Bier gebraut. „Wir bemerken allerdings gerade ein zögerlicheres Kaufverhalten bei den Kunden und haben wahrgenommen, dass auch in anderen Bereichen der Absatz durch die diversen Verunsicherungen und Krisen im Juli nicht so gut ist.“
Zumindest an gestiegenen Ladenpreisen dürfte diese sinkende Kauflust (noch) nicht liegen. Obwohl die Brauereien ebenso wie andere Branchen zum Teil schon schwer an den krisenbedingt höheren Kosten für Kraft- und Rohstoffe tragen, reichen sie das bislang nicht an den Kunden im Einzelhandel weiter.
Ruppaner zahlt zum Beispiel mittlerweile rund 800 Euro pro 100 Kilogramm Malz. „Das ist der doppelte Preis gegenüber 2021“, erklärt Karl-Bernhard Ruppaner. Und nur einer von mehreren Kostentreibern: Ob Etikettenpapier oder Kronkorken, an vielen Stellen ist es teilweise massiv teurer geworden.
„Irgendwann muss man das weitergeben“, schließt Ruppaner höhere Bierpreise auf Dauer deshalb nicht aus. Zum Teil, etwa bei Großkunden, sei das schon geschehen, man gehe aber möglichst behutsam dabei vor. So sei die Gastronomie gerade aus der Pandemie gekommen, der wolle man es nicht noch zusätzlich schwer machen.
Im Einzelhandel bleibe dagegen vorerst alles beim Alten – wenn es dort teurer wird, dann hat Ruppaner keine Aktie daran. „Wir schließen Jahresverträge mit festgelegten Konditionen mit den Anbietern. Aus denen kommt man nicht mitten im Jahr raus.“
Sigrun Bundschuh von der Brauwerkstatt auf der Insel Reichenau spricht pauschal von etwa zehn Prozent höheren Kosten für die Herstellung des Gerstensafts. Trotzdem plant sie für die handwerklich gebrauten Biere des kleinen Unternehmens keine Erhöhungen. „Wir versuchen, die Preise so zu lassen.“
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