Dass es in der Silvesternacht in Deutschland laut und feuchtfröhlich zugeht, ist normal. Dass mancherorts auch mal randaliert wird, bestimmt die Schlagzeilen oft nur kurz. 2015 zogen die Übergriffe auf Frauen zur Silvesternacht in Köln eine umfassende Debatte über junge Migranten nach sich. Was aber zum Jahresende 2022 in vielen deutschen Städten vorfiel, das beschreiben die Einsatzkräfte am Tag nach Neujahr als bisher nicht dagewesen.
Es geht hier nicht um abgesprengte Finger, selbst- oder fremdverschuldete Knalltraumata oder aber den Mann in Gotha, dem nach schweren Verletzungen der Hände beide Unterarme amputiert werden mussten: Dass sich Menschen beim Experimentieren mit illegalen Böllern selbst oder anderen schaden, ist trauriger Alltag an Silvester . Es geht um gezielte Gewalt gegen Dinge, gezielte Gewalt gegen Einsatzkräfte und um das bewusste Ausnutzen einer für die Polizei unübersichtlichen Lage.
Berlin war nur einer der Hotspots, wo Gewalttäter nicht nur einfach Schaden anrichteten, sondern Polizei und Feuerwehr gezielt angriffen: 30 Vermummte plünderten in der Hauptstadt ein Löschfahrzeug und versuchten, in eine Mannschaftskabine hineinzukommen, andere beschädigten einen Funkwagen, warfen mit Flaschen, Böllern, einem E-Roller. Eine Gruppe von 200 Vermummten zündete auf die Straße geschobene Müllcontainer an. Die Feuerwehr konnte nur unter Polizeischutz löschen. Die Polizei veröffentlichte eine lange Liste von Gewalttaten, darunter einen Böllerangriff auf eine unbeteiligte Familie, deren dreijähriges Kind verletzt wurde oder der komplett zerstörte und ausgebrannte Reisebus, den die Feuerwehr ebenfalls nur unter Polizeischutz löschen konnte. Bei einigen der Akteure vermutet die Polizei eine gezielte Planung, darunter bei jenen, die versuchten, Feuerwehrfahrzeuge auf dem Weg zum Brandort zu behindern.
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Mehr als 100 Verdächtige wurden in Berlin vorübergehend festgenommen, Ermittlungen laufen wegen Landfriedensbruch, Verstoß gegen Sprengstoffgesetz, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte. Die Zahl der verletzten Beamten erreichte das Niveau der Zeit vor der Pandemie: 41 zählte die Polizei bis zum Montagabend, Silvester 2019 waren es insgesamt 45 gewesen, im vergangenen Jahr deutlich weniger. Die Gewalt zog sich dabei nicht nur durch die Berliner Schwerpunktbezirke Neukölln, Kreuzberg, Gropiusstadt und Gesundbrunnen, wie eine Sprecherin sagt. Die Familie mit ihrem Kind wurde vielmehr im Plänterwald angegriffen.
Die Polizeibehörden anderer Städte sind noch dabei, die Vorfälle zu erfassen, können daher noch keine verlässliche Einordnung der Gewalt gegen Einsatzkräfte vornehmen. Auch in Essen konnte die Feuerwehr von Randalierern angezündete Müllcontainer nur unter Polizeischutz löschen, ein Pkw wurde gesprengt. In Hannover beschossen Gewalttäter Feuerwehrleute und Streifenwagen gezielt mit Pyrotechnik und mit Glasflaschen. Mehrere Polizeibeamtinnen wurden hier mit Feuerwerkskörpern beworfen und leicht verletzt, als sie auf dem Weg zum Dienst als Uniformierte erkannt worden seien, sagt eine Sprecherin. Randalierer legten auch Fahrräder auf die Straße, offenbar um Rettungsfahrzeuge zu behindern. In Hamburg ging es ähnlich zu: Die Polizei spricht von mehr Angriffen mit Feuerwerkskörpern auf Beamtinnen und Beamte, auch Streifenwagen seien gezielt beschossen worden.
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"Die Angriffe auf die Einsatzkräfte hatten definitiv eine neue Qualität", sagt ein Sprecher der Hamburger Feuerwehr. "Wir wurden ganz gezielt beschossen und das ist neu." Schon in früheren Jahren hätten Gewalttäter mal eine Rakete auf die Kollegen gerichtet oder sie habe ein Querschläger getroffen. Aber bisher seien Feuerwehrleute nicht gezielt an Einsätzen gehindert oder verletzt worden. So brannte bei einem Kameraden die Dienstkleidung durch, ein anderer bangt um sein Augenlicht, weil ihn ein Metallsplitter im Auge traf. Im Gespräch wird deutlich: Die Feuerwehr der Hansestadt wurde von der Dimension der Gewalt vollkommen überrascht. Ein Sprecher der Essener Polizei sagt zwar, Angriffe auf Beamte habe es schon früher gegeben. Aber dass die Feuerwehr nur unter Polizeischutz löschen kann, "das ist mir persönlich in dieser Form noch nicht bekannt geworden".
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"Was sind die Gründe für solche Enthemmung?"
Das muss immer dieser Freiheitsdrang sein von dem die Böllerfans immer schwadronieren.
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/es
Wer um alles in der Welt greift die Feuerwehr im Einsatz an? Diese Leute sollten Abenteuerurlaub buchen in Kriegsgebieten.
Vielleicht ein halbes Jahr Sozialdienst in der Ukraine? Bombenschutt wegräumen, Verletzte bergen und pflegen?
Vielleicht sollte man keine Böller Verbots - sondern Erlaubnis Zonen ausweisen. Wer dann dort hingeht, weiß was ihn/sie erwartet.
Genau. Und die, die Einsatzkräfte angreifen, gehen brav in die Erlaubnis-Zonen...??♂️
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen. Danke, die Redaktion/ms
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